von Christine Cornelius, dpa
Vietnamesische Schüler gehen öfter aufs Gymnasium als ihre deutschen Mitschüler. Sie sind fleißig, sagen Lehrer. Sie sind ehrgeizig, sagen Wissenschaftler. Wir müssen besser sein als die anderen, sagen sie selbst.
Dresden (dpa) - Die Schülerin Kim Hoan Vu hat selten Freizeit. Sie ist Klassenbeste, spielt Klavier und erklärt Touristen die Dresdner Alten Meister - auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Vietnamesisch. Wie selbstverständlich erzählt sie von ihren Erfolgen in Fremdsprachenwettbewerben, ihrem Stipendium und ihrer Verantwortung als Klassen- und Jahrgangssprecherin. «Ich hatte das schon immer in mir», sagt die 16-Jährige. Sie ist eine der vielen vietnamesischen Musterschüler in Deutschland, die ihre deutschen Klassenkameraden längst überflügelt haben.
Kim Hoan besucht eine zehnte Klasse des Dresdner Romain-Rolland- Gymnasiums. Sie kam mit drei Jahren nach Deutschland. Ihre Eltern mussten immer viel arbeiten, da wollte sie ihnen nicht noch durch schlechte Noten Sorgen bereiten, sagt Kim Hoan. Anfangs habe sie viel Druck gespürt. «Wenn ich mal eine Zwei in Mathe hatte, war das für meine Mutter dramatisch. Inzwischen sieht sie ein, dass eine Zwei auch gut ist.» Um ihre Wurzeln nicht zu vergessen, spricht sie mit Mutter und Vater Vietnamesisch, meist auch mit der älteren Schwester.
Als Ausländerin wolle sie die Deutschen nicht belasten, sagt Kim Hoan. «Ich möchte etwas zurückgeben, weil wir hier leben dürfen.» Auch deshalb gebe sie sich solche Mühe in der Schule und helfe ihren Mitschülern bei den Aufgaben. Ihre Eltern hätten ihr schon früh eingetrichtert, nie negativ aufzufallen. Kim Hoan ist kein Einzelfall. Auch nach langem Nachdenken fällt ihr nur ein vietnamesischer Bekannter ein, der nicht aufs Gymnasium geht. Sie pauke nicht unbedingt mehr als ihre Mitschüler, nur anders. «Verglichen mit meinen besten Freundinnen bin ich eher faul.»
Bundesweit besuchen etwa 59 Prozent der vietnamesischen Schüler ein Gymnasium, bei den Deutschen sind es nur 43 Prozent, sagt der Erziehungswissenschaftler Olaf Beuchling. Er errechnete die Zahlen aus Daten des Statistischen Bundesamtes. Beuchling beschäftigt sich an der Leipziger Universität mit vergleichender Bildungsforschung und geht seit Jahren dem Schulerfolg von Vietnamesen nach.
Dresden (dpa) - Die Schülerin Kim Hoan Vu hat selten Freizeit. Sie ist Klassenbeste, spielt Klavier und erklärt Touristen die Dresdner Alten Meister - auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Vietnamesisch. Wie selbstverständlich erzählt sie von ihren Erfolgen in Fremdsprachenwettbewerben, ihrem Stipendium und ihrer Verantwortung als Klassen- und Jahrgangssprecherin. «Ich hatte das schon immer in mir», sagt die 16-Jährige. Sie ist eine der vielen vietnamesischen Musterschüler in Deutschland, die ihre deutschen Klassenkameraden längst überflügelt haben.
Kim Hoan besucht eine zehnte Klasse des Dresdner Romain-Rolland- Gymnasiums. Sie kam mit drei Jahren nach Deutschland. Ihre Eltern mussten immer viel arbeiten, da wollte sie ihnen nicht noch durch schlechte Noten Sorgen bereiten, sagt Kim Hoan. Anfangs habe sie viel Druck gespürt. «Wenn ich mal eine Zwei in Mathe hatte, war das für meine Mutter dramatisch. Inzwischen sieht sie ein, dass eine Zwei auch gut ist.» Um ihre Wurzeln nicht zu vergessen, spricht sie mit Mutter und Vater Vietnamesisch, meist auch mit der älteren Schwester.
Als Ausländerin wolle sie die Deutschen nicht belasten, sagt Kim Hoan. «Ich möchte etwas zurückgeben, weil wir hier leben dürfen.» Auch deshalb gebe sie sich solche Mühe in der Schule und helfe ihren Mitschülern bei den Aufgaben. Ihre Eltern hätten ihr schon früh eingetrichtert, nie negativ aufzufallen. Kim Hoan ist kein Einzelfall. Auch nach langem Nachdenken fällt ihr nur ein vietnamesischer Bekannter ein, der nicht aufs Gymnasium geht. Sie pauke nicht unbedingt mehr als ihre Mitschüler, nur anders. «Verglichen mit meinen besten Freundinnen bin ich eher faul.»
Bundesweit besuchen etwa 59 Prozent der vietnamesischen Schüler ein Gymnasium, bei den Deutschen sind es nur 43 Prozent, sagt der Erziehungswissenschaftler Olaf Beuchling. Er errechnete die Zahlen aus Daten des Statistischen Bundesamtes. Beuchling beschäftigt sich an der Leipziger Universität mit vergleichender Bildungsforschung und geht seit Jahren dem Schulerfolg von Vietnamesen nach.
In Sachsen, wo Vietnamesen die größte Zuwanderungsgruppe stellen, ist der Abstand zu den Deutschen noch größer. Hier gehen sogar knapp drei Viertel der vietnamesischen Schüler aufs Gymnasium, während die Zahl bei den Deutschen im Bundestrend liegt. Die Angaben sind allerdings leicht verzerrt, da viele Vietnamesen inzwischen eingebürgert sind und damit in der Statistik als Deutsche zählen.
«Bildung hat in Vietnam einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland», sagt Beuchling. «Wer gebildet ist, hat etwas erreicht, er steigert das Prestige seiner Familie.» Aus Interviews mit vietnamesischen Schülern wisse er, dass viele von ihnen Probleme mit dem großen Druck hätten. Nicht wenige gingen deshalb zum Psychiater.
Auch Familienvater Minh Tuan Hoang trieb seinen Sohn früher zum Lernen an. «Du musst dir Mühe geben in der Schule und besser sein als alle anderen», habe er ihm gesagt. Inzwischen geht sein Sohn in die siebte Klasse eines Dresdner Gymnasiums und lernt von selbst. Er sei einer der Klassenbesten. «Im letzten Schuljahr hatte er einen Notendurchschnitt von 1,3», sagt der Vietnamese stolz.
Seine Landsleute würden zwar heute in Sachsen seltener diskriminiert als in den Jahren nach der Wiedervereinigung, sagt Hoang, der Vorstandsmitglied beim Verein der Vietnamesen in Dresden ist. Viele Arbeitgeber hätten bei einem vietnamesischem Namen auf der Bewerbungsmappe aber noch immer Vorbehalte. «Wenn unsere Kinder nicht besser sind als die anderen, werden sie Nachteile haben.»
Auf das Dresdner Bertolt-Brecht-Gymnasium gehen besonders viele Vietnamesen. Etwa 70 seiner 800 Schüler hätten vietnamesische Wurzeln, sagt Schulleiter Marcello Meschke. Er attestiert ihnen eine «gute Arbeitshaltung»: «Sie sind sehr an ihrem persönlichen Fortkommen interessiert.» Wer es von ihnen bis zum Abschluss schaffe, der mache dann auch ein vernünftiges Abitur. «Da kenne ich niemanden, der einfach so durchrutscht.»
http://www.cio.de/news/wirtschaftsnachrichten/2257370/
«Bildung hat in Vietnam einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland», sagt Beuchling. «Wer gebildet ist, hat etwas erreicht, er steigert das Prestige seiner Familie.» Aus Interviews mit vietnamesischen Schülern wisse er, dass viele von ihnen Probleme mit dem großen Druck hätten. Nicht wenige gingen deshalb zum Psychiater.
Auch Familienvater Minh Tuan Hoang trieb seinen Sohn früher zum Lernen an. «Du musst dir Mühe geben in der Schule und besser sein als alle anderen», habe er ihm gesagt. Inzwischen geht sein Sohn in die siebte Klasse eines Dresdner Gymnasiums und lernt von selbst. Er sei einer der Klassenbesten. «Im letzten Schuljahr hatte er einen Notendurchschnitt von 1,3», sagt der Vietnamese stolz.
Seine Landsleute würden zwar heute in Sachsen seltener diskriminiert als in den Jahren nach der Wiedervereinigung, sagt Hoang, der Vorstandsmitglied beim Verein der Vietnamesen in Dresden ist. Viele Arbeitgeber hätten bei einem vietnamesischem Namen auf der Bewerbungsmappe aber noch immer Vorbehalte. «Wenn unsere Kinder nicht besser sind als die anderen, werden sie Nachteile haben.»
Auf das Dresdner Bertolt-Brecht-Gymnasium gehen besonders viele Vietnamesen. Etwa 70 seiner 800 Schüler hätten vietnamesische Wurzeln, sagt Schulleiter Marcello Meschke. Er attestiert ihnen eine «gute Arbeitshaltung»: «Sie sind sehr an ihrem persönlichen Fortkommen interessiert.» Wer es von ihnen bis zum Abschluss schaffe, der mache dann auch ein vernünftiges Abitur. «Da kenne ich niemanden, der einfach so durchrutscht.»
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