"Hèn mà còn nhận ra mình là thằng hèn, là hèn tử tế. Hèn mà ngậm miệng ăn tiền là hèn nhơ bẩn.
Hèn mà ngậm máu phun người là hèn bất nhân. Hèn bán đất bán nước thì trời tru đất diệt"
(Phạm Chuyên)

Freitag, 20. August 2010

Wirtschaftsboom in Vietnam: Produzieren, wo der Pfeffer wächst


Aus Ha Tinh berichtet Jenni Roth

China war gestern, Asiens neue Boomregion heißt Vietnam. Hier wächst die Wirtschaft schneller als in den meisten anderen Staaten, Billiglöhne locken Investoren aus aller Welt. Auch deutsche Firmen engagieren sich in dem kommunistischen Land - der große Nachbar im Norden wird ihnen zu teuer.

Die Mädchen tuscheln und lachen, sie sind vielleicht sechs, sieben Jahre alt. Dann geben sie sich einen Ruck: Sie fassen die Haare der deutschen Besucherin an. Blonde Haare, das haben sie noch nie gesehen.

In Ha Tinh sind Ausländer Exoten. Die Stadt liegt in der gleichnamigen Provinz in der Mitte des Landes, die Region ist eine der ärmsten in Vietnam. Straßenkinder umstreunen mobile Garküchen, Büffel trotten über die Straße, vor den Toren der Stadt knattern Mopeds über unbefestigte Wege und wirbeln roten Staub auf.

Doch der Provinz Ha Tinh steht ein gigantischer Boom bevor. Denn unter dem Boden ruht ein Schatz: rund eine Milliarde Tonnen Eisenerz.

Die Region soll das größte Eisenerzabbaugebiet Südostasiens werden. Der taiwanische Stahlriese Formosa erschließt das Gebiet und siedelt Bewohner zahlreicher Dörfer um. "Es ist die Industriezone der Zukunft", sagt Nguyen Duc Thanh. Er baut für Siemens ein Ausbildungsprojekt an einer Berufsschule in Ha Tinh auf.

So wie in Ha Tinh sieht es vielerorts in Vietnam aus. Es wird gebaut, gearbeitet, angepackt. Es hat lange gedauert, bis Vietnam sich vom Krieg erholt hat, den die USA in den siebziger Jahren hier geführt haben. Erst 1986 kam mit der Politik der Erneuerung ("Doi Moi") die Wirtschaft langsam in Schwung, mittlerweile wächst sie schneller als in den meisten anderen Ländern Südostasiens.

China wird zu teuer

Vietnams größter europäischer Handelspartner ist Deutschland, exportiert werden Pfeffer, Kaffee, Textilien. Und das Handelsvolumen wächst laut deutscher Außenhandelskammer in Hanoi jährlich im zweistelligen Prozentbereich. "Ein Riesenmarkt mit Potential", sagt Oliver Massmann, Wirtschaftsjurist und Vertrauensanwalt der deutschen Botschaft.

Neben Siemens produzieren rund 220 deutsche Unternehmen im Land, darunter Adidas , Heidelberger Druck , Metro . Hemden von Seidensticker und Van Laack, Unterwäsche von Triumph, Werkzeuge von Wiha, Medizinbedarf von B.Braun - all diese Unternehmen lassen in Vietnam fertigen. Bosch steigt nun gar in die Software-Entwicklung ein. "Wir brauchen einen weiteren Standort", sagt Quang-Hue Vo, geschäftsführender Direktor von Robert Bosch Vietnam. Das Unternehmen steckt außerdem 55 Millionen Euro in eine neue Fabrik.

Vietnam sei "eine der dynamischsten Volkswirtschaften Südostasiens", sagt Anwalt Massmann. "Die Löhne sind auch im Vergleich zu China viel wettbewerbsfähiger."

Tatsächlich hat der große Nachbar im Norden Probleme: Der schwache Dollar und der stärker werdende Yuan verteuern chinesische Waren, gleichzeitig wächst der Wohlstand in der Volksrepublik, die Firmen müssen immer höhere Löhne zahlen. Unternehmen in China sehen sich deshalb nach neuen Standorten um - und gehen vor allem nach Vietnam.

"Vietnamesen arbeiten hart"

Die Vorteile liegen auf der Hand. Mehr als 70 Prozent der Vietnamesen sind jünger als 30 Jahre, viele sind entschlossen, das Land nach vorn zu bringen. Jedes Jahr drängen laut CIA Weltbuch eine Million Arbeitskräfte auf den Markt, das Wirtschaftsleben ruht nie: Selbst Sonntagnacht rattern Presslufthämmer auf den Straßen. "Vietnamesen arbeiten hart und haben Visionen", sagt Siemens-Mann Thanh.

Ein Problem ist allerdings die geringe Produktivität. Nur wenige Vietnamesen sind gut ausgebildet. "Das Land braucht mehr Know-how und Technik. Genau das, was wir liefern können", sagt Bosch-Manager Vo.

Ein weiteres Hindernis für den Aufschwung sind Korruption und Bürokratie. "Hier haben sich schon viele eine blutige Nase geholt", sagt Varun Bajaj. Er ist Südostasien-Projektleiter des indischen Stahlkonzerns Tata Steel und versucht seit fünf Jahren, ein Fünf-Milliarden-Projekt in Ha Tinh zu starten. Bisher vergeblich.

Die kommunistische Partei lockert ihre Politik

Immer wieder werden Unternehmer durch die alten kommunistischen Strukturen ausgebremst. So dürfen in Vietnam weder Privatpersonen noch Unternehmen Grund erwerben. Auch Bosch hat sein Firmengelände nur gepachtet und muss in 50 Jahren neu verhandeln. Ein Unsicherheitsfaktor - aber immerhin ein Fortschritt: Erst seit 2009 dürfen Ausländer für Privatnutzung überhaupt pachten.

Jahrelang konnten sich ausländische Firmen im Handelsbereich nur über Beteiligungen und Joint Ventures in Vietnam engagieren, nun hat Bosch als erste europäische Firma eine volle Lizenz erworben. "Dank Beitritt zur WTO", sagt Vo. Seit 2007 ist Vietnam Mitglied der Welthandelsorganisation - die Reformpolitik macht den Investitionsstandort immer attraktiver.

Im Abgeordnetenhaus - ausgestattet mit Sicherheitstechnik von Bosch - arbeitet man an noch unternehmensfreundlicheren Gesetzen. "Die Partei lockert deutlich ihre Politik", sagt Siemens-Projektleiter Thanh. Einfachere Zollvorschriften und einheitliche Investitionsgesetze hätten gleiche Wettbewerbsbedingungen für aus- und inländische Unternehmen geschaffen. Seit 2009 dürfen ausländische Firmen auch innerhalb Vietnams Handel treiben.

Die Europäer könnten vom Ausbau der Infrastruktur profitieren

Der Erfolg gibt der Regierung Recht: Die Wirtschaft ist in den vergangenen zehn Jahren um jeweils mehr als sieben Prozent gewachsen. "Eine Rolle spielt auch die Nähe zu den Kunden in China und Japan", sagt Vo.

Generell gilt die Infrastruktur zwar noch als dürftig. So beeinträchtigen Stromausfälle immer wieder die Arbeit in den Fabriken. Auch das Telekommunikationsnetz und die Häfen gelten als schlecht ausgebaut. Doch die Partei hat das Problem offenbar erkannt - und will massiv dagegen angehen.

Europäische Firmen sehen darin eine große Chance. Mit Beratung, Planung und Machbarkeitsstudien lässt sich jede Menge Geld verdienen, zum Beispiel beim Ausbau der Autobahnen.

Mancherorts gerät der Wirtschaftsboom aber bereits an seine Grenzen. Besonders in den südlichen Industriezonen leiden die Unternehmen unter einem dramatischen Arbeitskräftemangel. Außerdem fordern angesichts des Aufschwungs nun auch die Arbeiter ihren Teil vom Kuchen - immer öfter kommt es zu Streiks.

Einige ausländische Investoren drohen nun bereits mit einem Abzug ihrer Produktion. Damit könnte Vietnam die gleiche Entwicklung bevorstehen wie China: Für ein Billiglohnland wird es langfristig zu teuer.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,711030,00.html