Der Vietnamese Huy P. Q. wurde 1994 wegen Doppelmordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Jetzt wird der Prozess neu aufgerollt. Foto: Wolfgang Wittchen
Ein Vietnamese erschoss zwei Landsleute und saß 17 Jahre in Sachsen in Haft. Wohl zu Unrecht: Die Justiz erkannte seine psychische Erkrankung nicht.
Weil es Zweifel an seiner damaligen Schuldfähigkeit und an der Qualität des damaligen psychiatrischen Gutachtens gab, wurde der einst am Landgericht Zwickau geführte Prozess in Chemnitz nun neu aufgerollt. Seit Herbst 2010 ist der womöglich unter Schizophrenie leidende Mann in der Psychatrie untergebracht. Bei verminderter Schuldfähigkeit kommt eine dauerhafte Einweisung in eine Klinik infrage.
Zweifel am damaligen Gutachten
Der Vietnamese war 1994 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden. Scholz hatte den Angeklagten damals für voll schuldfähig erklärt. Weil er kein Psychiater ist und sein damaliges Gutachten angeblich nicht den dafür erforderlichen Mindeststandards genügt, hatte Verteidiger Arno Glauch die Wiederaufnahme des Verfahrens angestrengt.
Befragt nach der Erinnerung an seine zurückliegende Untersuchung sagte Scholz: „Ich weiß nichts.“ Der Mediziner ist Chirurg und war dank einer Zusatzausbildung auch berechtigt, Gutachten etwa zur Schuldfähigkeit zu stellen. Im Zeugenstand versicherte er, immer sorgfältig gearbeitet zu haben. „Ich habe so über den Daumen gepeilt keine Gutachten erstellt.“ Er habe keine Kopien seiner zahlreichen Expertisen mehr. „1999 habe ich sämtliche Gutachten zerschreddert.“
Der damalige Vorsitzende Richter, Erwin Hubert, hatte ihm am Montag fachlich saubere Arbeit bestätigt. Er habe den damals schon pensionierten bayerischen Landgerichtsarzt oft von Hof aus im Auto mitgenommen, sagte Hubert, inzwischen Richter am Bundesgerichtshof. Der bisher letzte Verhandlungstermin des Prozesses ist für den 2. Februar angesetzt. (dpa)
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