Solch bekennende Worte der Solidarität hätte ich mir auch von der Bundeskanzlerin während der Debatten über die Neuregelungen des Hartz-IV-Regelsatzes gewünscht. Da ging es für Merkel nicht um die Zukunft des Landes. Abwertend sprach sie sogar von einem „Wünsch-Dir-Was-Konzert“.
Schließlich können die rund 4,7 Millionen Hartz-IV Empfänger keine deutschen Leopard Kampfpanzer und U-Boote kaufen. Die von allen guten Finanzgöttern verlassenen Griechen müssen dies nun mit deutschen Euros tun. Wie steht die Bundeskanzlerin wohl im Herzen zur Integrationspolitik, fragte ich mich, weil sie in den Verruf gekommen ist als Symbolpolitik. Ist die Integrationspolitik für Merkel auch alternativlos, wie die monetäre Stütze nach Griechenland. Eine Antwort darauf werde ich wohl nie kriegen.
In der fabelhaften „Parallelwelt“ der Maria Böhmer jedenfalls gibt es viele Alternativen. Erst kürzlich errichtete Böhmer einen nationalen Integrationsbeirat. In der Pressemitteilung ließ sie verlauten, dass sich der Beirat aus bis zu 32 Mitgliedern zusammensetzen soll. Dabei gelten zehn Migrantenverbände als gesetzt. Unter „Böhmers zehn“ befinden sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände, BAGIV e.V., die Türkische Gemeinde in Deutschland e.V., Intercomites (italienische Migranten), der Verband Griechischer Gemeinden in der BRD e.V., der Bund der spanischen Elternvereine in Deutschland e.V., der Kroatische Weltkongress in Deutschland e.V., der Zentralrat der Serben e.V., der Club Dialog e.V. (russischsprachige Migranten), der Bundesverband Deutsch-arabischer Vereine und das Landesnetzwerk der Migrantenselbstorganisationen Sachsen-Anhalt.
Für die viel gelobten Musterschüler gelungener Integration, den Vietnamesen und den Koreanern war mal wieder kein Platz. Die Gründe der Nicht-Berücksichtigung können vielfältig sein. Es mag sein, dass für Böhmer die Teilnahme der Koreaner an zwei bedeutungslosen Integrationsgipfeln, in der der Nationale Integrationsplan bereits eine runde Sache war für den Rest der Zeit in Deutschland ausreichen sollte oder aber sie befürchtet eine immer größer werdende Kritik aus den Reihen der sonst so lautlosen Musterbeispiele gelungener Integration. Als Vorstandsmitglied der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft habe ich jedenfalls einen Brief an Maria Böhmer geschickt und bat um Stellungnahme, warum in ihrem Integrationsbeirat kein einziger koreanischer Verband berücksichtigt wurde. Auf eine Antwort warte ich heute noch. Grenzenlos vielfältig scheint nur der Samsung Galaxy Tab zu sein, so zumindest wirbt das koreanische Unternehmen mit seinem High-Tech Produkt.
In Deutschland hat schon längst ein Prozess der Hierarchisierung von Migrantengruppen begonnen, in „the good, the bad and the ugly“. Die Asiaten sind als Musterbeispiele an der Tabellenspitze anzufinden, weil die arabisch- und türkischstämmigen auf einem bedrohlichen Abstiegsplatz stehen. Die Guten, das sind die Vietnamesen und Koreaner und die schlechten, die Araber und Türken. Die einen sind integrationswillig, die anderen nicht. Leider ist es keine Fußball Bundesliga Tabelle, in der den Koreanern und Vietnamesen eine automatische Teilnahme an der Champions League gewährt wäre.
Manche Politiker, allen voran Maria Böhmer, machen es sich mit der Hierarchisierung viel zu einfach. Das Leben ist bekannterweise schon kompliziert genug. Aber mit dieser Einstellung schotten sich die Politiker immer weiter von der realen Welt ab, dass man sich die berechtigte Frage stellen muss, wer von uns in einer Parallelwelt lebt. Gerade bei den Äußerungen zu den anonymisierten Bewerbungsverfahren kommt diese Erkenntnis zum Vorschein. Viele ernannte bzw. selbst ernannte Integrationspolitiker sprechen von Ali oder Mehmet, Murat und Aische, Fatima und Mohammed, die keinen Job bekommen, weil Peter und Hans, Anna und Alexander oder Christine und Klaus bevorzugt werden. Ich selber trage zum Beispiel einen deutschen Vornamen verpackt in einer asiatischen Silhouette. Meine Freundin Dani hat eine deutsche Bekannte mit dem Nachnamen Ölke, die bei der Jobsuche erhebliche Schwierigkeiten hatte, obwohl sie über keinerlei türkische Wurzeln verfügt. Mein erst vor Kurzem geborener Enkel Julian, ein Produkt deutsch-koreanisch-österreichischer Liebe hat zusätzlich zu seinem deutschen Vornamen, auch einen deutschklingenden Nachnamen.
Als ich kürzlich im Ikea in Lichtenberg war, stand vor mir ein einheimischer Deutscher, dessen Namensschild mich ein wenig verwirrte. Johannes Ngyuen stand drauf. Komisch dachte ich mir, denn irgendwelche vietnamesische Wurzeln konnte ich an ihm nicht entdecken. So fragte ich ihn höflich, ob er ein Vietnamese sei. „Ach so, wegen meinem Nachnamen“, antwortete er mir. „Ja!“ gab ich ihm zu verstehen. „Meine Frau ist Vietnamesin und ich habe aus Liebe ihren Nachnamen angenommen“, sagte Johannes Ngyuen. Und das in Lichtenberg, dachte ich mir, bedankte mich für seine Auskunft und verabschiedete mich. Auf dem Nachhauseweg dachte ich an Dschingis Khan und wie ein Geistesblitz erinnerte ich mich daran, als der ehemalige Fussballnationaltorwart Oliver Kahn und die Tennisspielerin Martina Hingis kurze Zeit ein Paar waren. Leider ist nie mehr daraus geworden. Aber stellen sie sich vor, wenn der Fußball-Titan und die slowakischstämmige Schweizerin geheiratet hätten. Aus den beiden wäre Hingis-Kahn geworden, ein Name, der für Furore gesorgt hätte.
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Quelle: MiGazin