Peking - Bei LinkedIn geht es normalerweise ums Geschäft: Das Netzwerk ist eine Visitenkarten-Plattform, ein Ort, an dem man neue und alte berufliche Kontakte sammelt, Verbindungen herstellt, über berufliche Fragen diskutiert. Nun aber finden sich dort vereinzelte Diskussionsbeiträge, die dem chinesischen Regime offenbar Sorge bereiten. Unter dem Namen "Jasmine Voice" bekennt beispielsweise ein nach eigenen Angaben "100-prozentiger Chinese", "aufgewachsen mit marxistischer Philosophie", nun sei ein Wendepunkt für ihn erreicht: "Ich werde jetzt zu einem kritischen Andersdenkenden, der sich sehnlichst Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit für sein Heimatland wünscht."
Suchbegriffe wie "Jasmin Revolution" werden schon seit etwa einer Woche blockiert, etwa auf in China populären Microblogging-Plattformen à la Twitter. In dem Land gibt es eine ganze Reihe sehr populärer Plattformen, die nach ähnlichen Prinzipien funktionieren, etwa unter dem Dach des Internetportals Sina.com. Auch im Social-Networking-Portal Renren.com findet man nichts mehr, wenn man nach "Jasmin Revolution" sucht. Außerdem wurde eine Funktion der Mobilnetze blockiert, die es Nutzern erlaubt, Textnachrichten an mehrere Empfänger gleichzeitig zu verschicken - offenbar in der Hoffnung, damit ad hoc organisierte Protestversammlungen zu erschweren.
Noch am vergangenen Sonntag hatte sich in Peking vor einem Schnellrestaurant in der Innenstadt eine große Menschenmenge gebildet, nachdem über Internet-Plattformen zu Protesten dort aufgerufen worden waren, wie die "New York Times" vor einigen Tagen berichtete. Ein junger Mann, der dort eine Jasminblüte abgelegt habe, sei kurzfristig festgenommen, unter den wachsamen Augen von Journalisten und Fotografen jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
China ist das Land mit den meisten Internetnutzern weltweit: 457 Millionen Chinesen sind online.
Nguồn: Spiegel