Washington - Die USA haben bei China weitaus mehr Schulden als  bislang angenommen. Die Volksrepublik halte US-Anleihen im Wert von 1,16  Billionen Dollar, gab das US-Finanzministerium am Montag (Ortszeit)  bekannt. Das ist gut ein Drittel mehr als noch Mitte Februar  veranschlagt. 
Marktbeobachter begrüßten die gesteigerte Transparenz. "Bislang haben  wir nur vermutet, dass China in Großbritannien zukauft, jetzt haben wir  die Bestätigung", sagte Alan Ruskin, Wechselkursstratege bei der  Deutschen Bank. 
Amerikas Verhandlungsposition gegenüber China wird durch solche  Zahlen indes weiter geschwächt. Die USA sind in der denkbar schwächsten  Position, sich gegenüber der Volksrepublik China durchzusetzen. Chinas  Geldpolitiker treten international nicht als Bittsteller, sondern als  Retter auf. US-Außenministerin Hillary Clinton beteuerte bereits, wie  schwer es sei, Forderungen an den eigenen Gläubiger zu stellen. 
China wiederum muss Dollar-Papiere in großem Volumen kaufen, um den  Wechselkurs seiner Landeswährung niedrig zu halten. Der Yuan ist fest an  den Dollar gekoppelt.
 14 Billionen Dollar Schulden
Die US-Regierung kämpft mit gewaltigen Schuldenproblemen. Ende Dezember 2010 hatte die Staatsverschuldung die Marke  von 14 Billionen Dollar überschritten.  Das sind beinahe 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im Juni, also  rund sechs Monate zuvor, betrug der Schuldenstand noch 13 Billionen  Dollar. Im Ausland standen die USA zum gleichen Zeitpunkt mit 10,7  Billionen Dollar in der Kreide.
Amerikas Haushaltsdefizit lag im vergangenen Jahr bei rund zehn  Prozent der Wirtschaftsleistung - und damit deutlich höher als etwa im  Fast-Pleitestaat Griechenland. 
Angesichts dieses Monsterdefizits hält Wirtschaftsexperte Barry  Eichengreen es für wahrscheinlich, dass Amerika bald eine ähnliche  Schuldenkrise wie Europa durchlebt. Weil es nicht möglich sei, "in  diesem Land über Steuererhöhungen zu reden, werden die USA das Vertrauen  der Investoren verspielen",  sagte Eichengreen dem SPIEGEL.
Demokraten und Republikanern streiten derzeit heftig darüber, wie die  Haushaltsmisere gelöst werden kann. US-Präsident Barack Obama will das  Etatdefizit bis Januar 2013 halbieren. Sein Vorschlag für den Haushalt  des kommenden Jahres sieht eine Defizitverringerung um 1,1 Billionen  Dollar über zehn Jahre vor. Bereits in den kommenden fünf Jahren sollen  400 Milliarden Dollar eingespart werden. 
Anders als Obama wollen sie die öffentlichen Ausgaben um bis zu 61  Milliarden Dollar zusätzlich kürzen und zahlreiche teure  Infrastrukturprojekte nicht genehmigen - unter anderem den von Obama  angestrebten Ausbau von Schienennetzen für Hochgeschwindigkeitszüge. 
Kürzungen in der US-Bürokratie scheinen indes bitter nötig zu sein:  Laut einem Bericht des "Wall Street Journal"  gehen der Regierung in Washington jährlich Milliarden Dollar durch  ineffiziente Behördenarbeit verloren. So gebe es allein 15 verschiedene  Behörden zur Kontrolle von Lebensmittelbestimmungen und 20 verschiedene  Programme zur Rettung von Obdachlosen. 
ssu/Reuters
Spiegel Online 
 

 
    